multiswitching-statt-multitasking-wie-du-projektwechsel-zum-kreativitaetsbooster-machst

Kannst du viele Dinge gleichzeitig machen? Und damit meine ich nicht Kaffee trinken und auf dem Handy surfen. Ja?

Also ich kann es nicht. Ich bin keine Multitaskerin. Aber ich habe ein gutes Zeitmanagement, das mir ergebnisreiches „Multiswitching“ erlaubt. Ich reihe kleine und große Aufgaben ertragreich aneinander und fülle Timeslots mit passenden Tätigkeiten.

Das ist für kreative Menschen und Scannerpersönlichkeiten wie mich typisch und deshalb habe ich dazu die Scanner-Coachin Sandra Reekers befragt.

Am Ende des Artikels erfährst du

  • wie du mehrere Projekte meisterst
  • wie lange du an einem einzigen Projekt arbeiten solltest
  • welche Anzahl von Projekten optimal ist
  • wie du einen Projektwechsel zum Kreativitätsbooster machst
  • nicht unnötig prokrastinierst

Multitasking ist stark fehlerbehaftet

Frauen sollen gut im Multitasking sein, hab ich gehört. Aber ist das tatsächlich so, oder ist das nur ein Mythos?

Watson und Strayer haben 2010 in einer Studie das Multitasker-Phänomen untersucht, indem sie Probanden im Simulator Auto fahren und gleichzeitig verbale und mathematische Aufgaben lösen ließen. Das Ergebnis ist:

Nur 2 % der Menschen beherrschten Multitasking fehlerfrei.

Photo by The Lazy Artist Gallery from Pexels

Das liegt daran, dass das Gehirn viel Zucker verbrennen muss, um von einer Aufgabe zur nächsten zu wechseln. Das braucht Zeit. Somit sind Menschen, die glauben zu multitasken, in Wirklichkeit schlecht fokussiert und wenig produktiv. Sie machen Fehler, priorisieren falsch und machen so Dinge, die keiner braucht.

3-5 Projekte parallel sind optimal

Viele kreative Menschen arbeiten an mehr als drei Projekten gleichzeitig. So ist z. B. Madonna Sängerin, Regisseurin, Autorin, Songschreiberin, Schauspielerin, Produ­zentin und Designerin. Auch Einstein hat an vier weltbewegenden Theorien gearbeitet.

Ob ein gewöhnlicher Mensch das auch kann?

Sandra, kann ein Mensch an vielen Dingen gleichzeitig arbeite?

Meiner Erfahrung nach kann ein Mensch zwar durchaus an mehreren Dingen oder Projekten parallel arbeiten, aber nicht wirklich gleichzeitig. Das heißt, ich kann schon mehrere offene Projekte haben, im jeweils aktuellen Zeitfenster (und das kann von 10 Minuten bis zu mehreren Stunden gehen). Aber wenn es um die aktive Umsetzung geht, da funktioniert für den Augenblick dann doch nur eine Sache.

Danke, Sandra. Du bestätigst meine Theory. Und wie viele Projekte würdest du empfehlen?

„One thing only“ funktioniert für uns Scanner ja nicht so gut. Zu viele Projekte sollten es jedoch auch nicht gleichzeitig sein, da sonst wirklich die Gefahr besteht, sich zu verzetteln. Meiner Erfahrung nach lassen sich 3 – 5 Projekte (je nach Größe des Projektes) ganz gut parallel händeln.

Die Projekte müssen dir Spaß machen und dich deinem Ziel näher bringen

Nach welchen Kriterien empfiehlst du Projekte für Multiswitching auszusuchen?

Zunächst würde ich als allererstes hinterfragen: Ist mein Projekt wirklich MEIN Projekt? Also mache ich das, weil es mir wirklich ein inneres Bedürfnis ist, oder tue ich das nur, weil ich das Gefühl habe, dass es von außen von mir erwartet wird.

Ein zweites Entscheidungskriterium ist für mich: Bringt mich diese Sache meinem großen Ziel näher. Wenn ja, lohnt es sich da auf jeden Fall, dranzubleiben.

Natürlich macht es durchaus auch Sinn zu schauen, welches Projekt welchen Aufwand erfordert und welches sich schnell umsetzen lässt.

Für mich noch ein weiteres wichtiges Kriterium ist allerdings auch: Macht es mir Spaß und erfüllt es mich mit Sinn? Denn Dinge, die uns mit Sinn erfüllen und uns gleichzeitig Spaß machen, gehen uns in der Regel leicht von der Hand.

5 Kriterien für deine richtige Projektwahl

  1. Es ist dein eigener innerer Wunsch
  2. Du kannst es nicht an andere abgeben
  3. Es bringt dich deinem Ziel näher
  4. Es macht dir Spaß
  5. Es erfüllt dich mit Sinn

Switche zum nächsten Projekt, wenn du nicht weiter kommst

Das ist eine sehr gute Checkliste, Sandra, danke. Und wenn ich nun die Projekte für mich festgelegt habe? Wann empfiehlst du ein Projekt liegen zu lassen und zum nächsten zu switchen?

Wenn ich das Gefühl habe, ich tue eine Sache nur noch, weil andere sie von mir erwarten oder weil ich glaube, das tun zu müssen, innerlich aber überhaupt nicht mehr mit meinem Ziel verbunden bin, kann es durchaus gut und sinnvoll sein, ein Projekt auch wieder loszulassen.

Wir müssen nicht alles um jeden Preis bis zum bitteren Ende durchziehen. Es ist völlig in Ordnung, das eine oder andere Projekt auch wieder gehen zu lassen.

Ein weiteres Indiz ist die Frage: Habe ich gelernt, was ich lernen wollte? Habe ich mein (inneres) Ziel erreicht? Wenn dies der Fall ist, kann es ebenfalls gut sein, das Projekt loszulassen und zum nächsten überzugehen.

TIPP: Ein guter Zeitpunkt zum nächsten Projekt zu wechseln ist, wenn du etwas gelernt hast.

Ein Projektwechsel ist ein Kreativitätsbooster

Und wenn ich in Wirklichkeit nur faul bin und mich nicht anstrengen möchte, um weiter zu kommen? Ist das nicht Prokrastination? Wie bekomme ich überhaupt etwas fertig, wenn ich ständig switche?

Die erste Frage dazu lautet meiner Meinung nach: Wann gilt ein Projekt denn überhaupt als fertig? Nur dann, wenn ich wirklich alles bis ins letzte Detail umgesetzt habe? Oder kann „fertig“ nicht auch bedeuten „ich habe gelernt, was ich lernen wollte“.

Außerdem gibt es auch noch das produktive Prokrastinieren, bei dem ich von einem Projekt zum nächsten springe, wenn ich im ersten feststecke, um dann später, wenn ich den Kopf dafür wieder frei habe, dorthin zurückzukehren.

Hier kann das Switchen sogar förderlich für den Gesamtverlauf des Projektes sein und ein Projekt kann das andere so durchaus fördern und unterstützen. Auch das ist eine Art von Fokus.

Es ist interessant, dass du das Fokus nennst. Das finde ich nämlich auch. Ich nenne es Multifokus.

So geht Multiswitching richtig

  • Suche dir 3-5 Projekte aus, die du nicht delegieren kannst
  • Definiere, wann für dich das Projekt „fertig“ ist
  • Verbringe an einer Projektaufgabe nicht weniger als 10 Minuten
  • Wechsle das Projekt nur, wenn du nicht weiterkommst
  • Sobald du einen freien Kopf bekommen hast, kehre zu deinem Vorhaben zurück
  • Bleib in der Phase der Umsetzung länger bei einer Aufgabe

TIPP: Das Multiswitchen gehört zu einem ganz natürlichen Schaffensprozess dazu. Lass dir also nicht einreden, dass du nicht fokussiert bist. Du brauchst viele Fokusse und wirst in jedem Unterfangen Früchte ernten.

Wolltest du schon immer dies und das machen? Hast du viele Interessen, viele Herzensprojekte – kleine und große?

Nur Mut!

Ich wünsche dir viel Erfolg mit diesen Tipps.

Auf deine Happy Business Moves!

Kat


Sandra Reekers ist leidenschaftliche Scannerin, kreative Chaotin und Coachin. Ihre Leidenschaft ist es, andere Scanner dabei zu unterstützen, ihre Projekte endlich umzusetzen und mit dem, was sie lieben, auch gutes Geld zu verdienen.

Mehr über Sandra findest du unter scanner-persoenlichkeit.de und unter sandra-reekers.de.


Hier kannst du dir weitere Tipps aus meinem Blog holen:

4 Comments

  1. Holger

    Super vielen Dank für das Interview und die hilfreichen Impulse.
    Multifokus finde ich sehr spannend und noch wichtiger ist die persönliche Definition, wann ich fertig bin oder mein Projekt fertig ist. Das lässt sich vermutlich nicht jedes mal im Voraus festlegen und wir dürfen lernen mit unseren Projekten zu spielen und einfach jedes mal wieder herauszufinden, wann wir gerne multiswitchen wollen, oder das Projekt für abgeschlossen erklären.
    Vielen Dank nochmal und liebe Grüße
    Holger

    • Katharina Boguslawski

      Vielen Dank, Holger, für dein wertvolles Feedback.
      Du hast absolut Recht, man muss sehr intuitiv fühlen, wie lange man an einem Projekt produktiv arbeiten kann.
      Kreative Grüße und viel Erfolg bei deinen Projekten.
      Kat

  2. Stefanie

    Mega guter Ratgeber! Ich hab da Jahre gebraucht, um da selbst drauf zu kommen. Oft hab ich Projekte einfach fallen gelassen, weil ich mich einfach zu sehr festgefahren hatte und sie nicht mehr sehen konnte. Zum Beispiel der Schnitt für eine super komplexe Jacke mit etlichen Details. Natürlich hab ich vorher noch nie einen Schnitt selbst entworfen 😉 morgens um 8 nach 16 Stunden Arbeit und bereits 3 Anpassung passte der Prototyp immer noch nicht. Dann hab ich das Projekt weg gelegt, für 5 jahre 😀 Jetzt ist es meine Lieblingsjacke und ich hab schon 3 verschiedene davon! Inzwischen leg ich bewusst Projekte für eine Zeit lang weg, um mir die Euphorie daran zu erhalten. Manchmal für ein paar Stunden oder Tage, manchmal auch für ein paar Wochen. Seit dem bringe ich auch alles zu Ende.

    Was mir aber oft bei der Beschreibung von Scannern fehlt ist, dass es sich für mich anfühlt, als ob mein Lerntempo exponentiell zu nimmt. Ich erkenne oft Konzepte aus anderen Bereichen wieder und muss so quasi nur noch die Hälfte lernen, wen mir was neues begegnet. Je mehr ich mache um so öfter passiert mir das. Zum Beispiel Nähen und Holzarbeiten. In beiden Fällen mache ich aus einem zweidimensionalen Werkstoff ein dreidimensionales Objekt. Klar, die Verarbeitung unterscheidet sich. Ob ich jetzt aber einen Schrank plane oder den Schnitt für einen neuen Rucksack unterscheidet sich nicht wirklich.

    Danke für die Inhalte! Mir eröffnet sich gerade nochmal eine neue Welt!

    • Katharina Boguslawski

      Danke für deinen Kommentar, liebe Stefanie!
      Ich kann das als Scannerin so gut nachvollziehen.
      Ich lege auch Projekte zur Seite, um sie in mir reifen zu lassen. Das mache ich z.B. mit meinen Musikideen.
      Manche Musikideen verwirkliche ich erst nach vielen Jahren, weil es sich dann einfach richtig anfühlt.
      Auch das mit dem exponentiellen Lernen kann ich nur bestätigen. Ich lerne auch schnell und probiere liebend gern Dinge aus.
      So wie du das mit dem Prototyp beschreibst.
      Ich wünsche dir vom ganzen Herzen ganz viel Erfolg bei deinem Vorhaben.
      Das wird großartig!

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