Tagträume sind bildhafte Fantasievorstellung im wachen Bewusstseinszustand

Sigmund Freud nannte sie auch Privattheater. Ich nenne sie Kopfkino.

Hast du geahnt, dass dein Gehirn auf Hochtouren arbeitet, während du nur so dasitzt, aus dem Fenster guckst und vor dich hinträumst?

Tatsächlich haben Wissenschaftler diese Hintergrundaktivität des Gehirns lange Zeit im Rauschen der Messdaten übersehen, bis dem Team von Marcus Raichle im Jahr 2001 diese überraschende Entdeckung gelungen ist:

 

 

Während wir uns langweilen und abschweifen, schalten sich mehrere Gehirnareale zu einem aktiven Ruhezustandsnetzwerk zusammen (im Bild türkis). Es dirigiert das Orchester unseres Tagtraums. Konzentrieren wir uns wieder auf unsere Aufgaben, werden die entsprechenden Hirnareale reaktiviert.

Ideen sind besondere Gedanken, die sich in unseren Tagträumen verstecken

Heute lass ich dich in meine Tagträume schauen:

  • Ich muss morgen noch einkaufen. Und ganz wichtig: den Quark für Annas Kuchen nicht vergessen.
  • Eigentlich hab ich mehr Likes für mein neues Foto auf Facebook erwartet. Ob ich darauf wohl fett aussehe?
  • Ein Öffner zum Aufziehen wäre an dieser Packung viel praktischer als dieser dämliche Drehverschluss.
  • Echt schlimm, was Tim passiert ist. So einen Unfall wünscht man niemandem. Hoffentlich ist er bald wieder fit.
  • Mist! Ich habe Svens Geburtstag vergessen!

Hast du die Idee gefunden?

Es ist eine wertvolle Idee, die zu einer Produktverbesserung eines Verschlusses führen kann, geht jedoch im Gedankenkarussell des Alltags unter.

Solche Ideen hast du auch schon gehabt. Aber hast du sie auch wertgeschätzt?

Tagträume lohnen sich erst, wenn dir auffällt, was dir einfällt

Halte deshalb immer Ausschau nach guten Ideen in deinen Tagträumen, z. B. 

  • Urlaubsideen
  • Geschenkideen
  • Rezeptideen
  • Produktideen
  • Freizeitideen
  • Verbesserungsideen

In einem Tagtraum ist ein Produkt entstanden, dass wir alle nicht missen möchten:

 

1974 in St. Paul, Minnesota.

Arthur Fry ist ein 3M Ingenieur und Sänger im Kirchenchor. Während einer langweiligen Zeremonie verfällt er in einen Tagtraum. Er träumt von einem Lesezeichen für die Gesangsbücher, das beim Öffnen nicht rausfällt. Es soll an der Buchseite kleben aber restlos entfernt werden können. Plötzlich trifft ihn ein Geistesblitz. Er erinnert sich an eine vergangene Technikmesse, wo er von einem kaum haftenden Kleber gehört hat.

Das klebende Lesezeichen ist geboren – das Post-it.

 

Achte auf deine Gedankenhygiene

Ich hab zwar immer verstanden, dass Gedankenhygiene wichtig ist, aber so richtig ist es bei mir erst angekommen, als mir diese Zahl bewusst wurde:

Wir haben ca. 3000 Gedanken pro Tag für Tagträume!

Was, so viele?

Kein Scherz, ich hab’s berechnet!

6000 Gedanken/Tag x 50% für Tagträume = 3000 Gedanken/Tag für Tagträume

Bei mir sind es sogar 4000. Weil ich schneller denke? Nein, weil mein Kind nicht durchschläft.

Die Rechnung basiert auf Studien

In einer wissenschaftlichen Veröffentlichungen in Nature Communications aus dem Jahr 2020 präsentiert Jordan Poppenk, dass der Mensch alle 10 Sekunden einen neuen Gedanken entwickelt. Bei 8 Stunden Schlaf- und 16 Wachstunden am Tag haben wir somit ca. 6000 Gedanken. Die Untersuchung basiert auf dem bildgebenden Verfahren funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT).

In einer Studie hat Matthew A. Killingsworth bereits 2010 herausgefunden, dass wir die Hälfte des Tages mit offenen Augen träumen. 

Aber wie hat er das herausgefunden?

Sein Team hat eine App entwickelt, die Probanden über ihre iPhones in zufälligen Momenten ihrer Wachstunden befragt hat, woran sie denken und wie sie sich dabei fühlen. Die Datenbank unter www.trackyourhappiness.org enthielt zum Zeitpunkt der Publikation fast eine Viertelmillion Proben von etwa 5000 Menschen aus 83 verschiedenen Ländern, die zwischen 18 und 88 Jahre alt sind und die gemeinsam alle wichtigen Berufsgruppen repräsentieren.

Die Daten sagen außerdem:

„Zusammenfassend ist der menschliche Geist ein wandernder Geist, und ein wandernder Geist ist ein unglücklicher Geist. Die Fähigkeit darüber nachzudenken was nicht passiert, ist eine kognitive Leistung, die mit emotionalen Kosten verbunden ist.“

Matthew A. Killingsworth and Daniel T. Gilbert, A Wandering Mind Is an Unhappy Mind, SCIENCE, 12 NOVEMBER 2010, VOL 330.

Ich habe mich sofort ertappt gefühlt. Da lerne ich eine Kreativitätstechnik nach der anderen und versuche in Wirklichkeit Blumen auf ein Feld voller Unkraut zu säen.

Und wenn du diese App hättest, was würde sie detektieren?

Zum Glück hab ich gute Nachrichten: Man kann üben, gute Ideen in Tagträumen zu erkennen.

In 5 Schritten zu ideenreichen Tagträumen

  1. Erinnern: Worüber hast du dich vor kurzem geärgert? Hat dich jemand missverstanden? Hat dir eine bestimmte Situation Zeit geraubt oder war ein alltäglicher Gegenstand völlig unpraktisch?
  2. Beobachten: Welches Detail genau kann daran verbessert werden?
  3. Fantasieren: Was kann man tun, um es zu verbessern oder damit es nicht wieder vorkommt?
  4. Notieren: Du kannst ein Kreativitätsheft mit deinen Ideen führen oder mit deinem Smartphone Audiodateien aufnehmen.
  5. Umsetzen: Einige Ideen kannst du bestimmt selbst umsetzen. Das können z. B. Dekorationsideen sein. 

Wenn du dir täglich Zeit nimmst für diese Übung, wird dein Verstand schon bald von ganz allein kreative Lösungsvorschläge liefern, z. B., während du arbeitest.

Der kreative Tagtraum am Arbeitsplatz

Wenn du schon das halbe Meeting lang aus dem Fenster guckst, dann um nach nützlichen Ideen Ausschau zu halten. Denn problemorientiertes Tagträumen kann zwar deine Produktivität beeinträchtigen, jedoch auch deine Kreativität steigern. Wichtig ist, dass du gezielt und achtsam träumst.

Der Arbeitsplatz eines kreativen Tagtraums

Überall.

 

Ich wünsche dir viel Erfolg mit dieser 5-Schritte-Anleitung.

Also, träum was Schönes!

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