Design Thinking ist eine Methode für einen innovativen Problemlösungsprozess, der auf einigen Schlüsselschritten beruht. Falsch angewendet, kann es Geld und Zeit verschwenden.

In diesem Beitrag erfährst du:

  • wie Design Thinking funktioniert.
  • wie du Design Thinking effizient und zielgerichtet umsetzen kannst.
  • welche Fehler du dabei vermeiden musst.
Design Thinking Methode: Leitfaden mit Checklisten und 7 Profi-Tipps

Was ist Design Thinking?

Den Ansatz Design Thinking gibt es schon seit Jahrzehnten, aber er hat erst Aufmerksamkeit gewonnen nachdem 2008 der Harvard Business Review-Artikel mit dem Titel „Design Thinking“ von Tim Brown, CEO und Präsident des Designunternehmens IDEO, erschienen ist.

Es gibt je nach Brauche verschiedene Design Thinking Prozesse aus einer verschiedenen Anzahl an Schritten. Sie alle beschreiben den groben folgenden Ablauf:

Design Thinking Methode: Prozess in 6 Schritten
  1. Kundenwunsch erhören
  2. Problem konkretisieren
  3. Mögliche Lösungen finden
  4. Prototypen erstellen
  5. Testen
  6. Implementieren

1.   Kundeninterview führen

Bei einem Kundeninterview oder Kundengespräch ist das Zuhören wichtiger als Reden. Deshalb solltest du offen und unvoreingenommen in ein Gespräch gehen.

Dennoch solltest du den Kunden mit den richtigen Fragen führen, um sein Problem im Kern zu verstehen. Hier ist eine Frageliste:

  • „Können Sie mir ein Beispiel nennen, was sonst noch wichtig ist für Sie?“
  • “Wie gehen Sie heute mit Thema XY um?”
  • “Wie läuft dieses Thema bei Ihnen zurzeit ab?”
  • “Welche Herausforderungen ergeben sich daraus?”
  • “Wann ist das zuletzt bei Ihnen aufgetreten und welche Folgen hatte es?”
  • „Wie groß ist das Problem, das daraus entsteht?“
  • „Was ruft Ihrer Meinung nach dieses Problem hervor?“
  • „Wie zufrieden sind Sie mit den erhältlichen Lösungen?“
  • „Was könnte Ihrer Meinung nach Ihnen helfen das zu lösen?“
  • „Wie würde es Ihnen helfen, das zu lösen?“
  • „Was ist das wichtigste für Sie dabei?“

Je mehr Kunden du befragst, desto zuverlässiger ist deine Analyse.

Das kannst du für deine Umfragen nutzen:

  • 1 zu 1 Gespräch
  • E-Mail-Befragung
  • Digitale Umfragen
  • Gruppen-Interview

2.   Problem konkretisieren

Schreibe das Problem auf und frage deinen Kunden, dich oder dein Team, warum das Problem eingetreten ist und zwar solange, bis die Ursache erkannt ist. Achte darauf, dass du keine Zwischenschritte überspringst, weil das zu falschen Annahmen führen kann. Es ist sehr wichtig Schritt-für-Schritt vorzugehen und im Schnitt sind 5 Schritte ausreichend. Ein Beispiel findest du auf der nächsten Seite.

Ordne allen Wunschparametern eine physikalische Größe zu und spezifiziere sie so genau wie möglich. Z. B.: Farbe: rot. Größenabmessungen, Form, Haptik, …

Mentorials Tipps und Insights über Kreativität

3.   Mögliche Lösungen finden

Ideen können durch intuitive Methoden oder durch analytische Kreativitätstechniken gesammelt werden. Hier sind ein paar Möglichkeiten, wo Ideen entstehen können.

  • Gruppen-Brainstorming
  • Ideen vom Topmanagement oder Management
  • Ideen jedes einzelnen Mitarbeiters
  • Ausschreibung eines Ideenwettbewerbs
  • „Idea Catching“ in der gesamten Firma

Wichtig ist dabei, sich und dem Team genug Zeit und Freiraum zu lassen.

Ideen können z. B. durch eine Idea Card oder ein für alle zugängliches Dokument (z. B. ganz simpel in Excel) gespeichert werden. Dieser sogenannten Idea Pool sollte für alle transparent und zugänglich sein. Das Einreichen der Ideen selbst sollte vorher mit einem Patentanwalt diskutiert werden. In manchen Firmen und Organisationen wird die Idee erst mit dem Patentanwalt besprochen und dann veröffentlicht. Der Patentanwalt stellt den Urheber der Idee sicher und kann somit Ideenklau vorbeugen.

Design Thinking Methode: Idea Cards Idea Pool

Die Bewertung der Ideen kann im ersten Schritt intuitiv erfolgen, z. B. mit der NOW-WOW-HOW-CIAO-Methode. Danach müssen wenige vielversprechende Ideen ausgewählt werden, die an Prototypen verwirklicht werden.

An diesem Punkt im Design Thinking Prozess sind passende Kreativitätsmethoden und Ideenmangement besonders wichtig, weil ab hier Labor/Produktionszeit und Geld ins Spiel kommen. Hier findest du die Kreativitätsmethode SCAMPER und die NOW-WOW-HOW-Methode für deine Ideenbewertung, damit du nicht im Ideen-Chaos untergehst.

4.   Prototypen erstellen

Prototypen sollten erst erstellt werden, wenn die Ideenbewertung abgeschlossen ist, da sonst Geld unnötig ausgegeben wird und das Projekt unnötig verzögert.

Bei den Prototypen sind folgende Fragen wichtig:

  • Ist der Prototyp funktional?
    • Demonstriert er alle notwendigen Funktionen? Wenn nicht, wie sollen die anderen Funktionen demonstriert werden?
    • Zeigt der Prototyp die Funktion in voller notwendiger Bandbreite? Wenn nicht, wie soll die Funktion verstärkt/geregelt werden?
  • Ist der Prototyp skalierbar?
    • Hat der Prototyp die erforderliche Größe oder ist es eine Miniatur? Wenn er die finale Größe nicht hat, wie und wann soll diese realisiert werden?
    • Hat der Prototyp schon die finale Form, z. B. Krümmung? Wenn nicht, wie soll das realisiert werden?  
  • Ist der Prototyp in Masse produzierbar?
    • Ist der Prototyp hand- oder maschinell gefertigt. Wenn er händisch hergestellt wurde, wie soll er in laufender Produktion hergestellt werden?
  • Sieht der Prototyp optisch aus wie er soll?
    • Wenn das Design, Farbe oder Haptik des Prototyps vom Endzustand abweichet, wie soll es realisiert werden?
  • Deckt der Prototyp oder die Prototypen alle funktionalen und optischen Anforderungen ab? Wenn nicht, wie stelle ich sicher, dass das Endprodukt das tut?

Ein Prototyp ist die Vorstufe eines Demonstrators. Der Demonstrator erfüllt die Spezifikation fast komplett und ist mit dem Serienprozess hergestellt.

Um einen Demonstrator zu erstellen ist ein höherer Entwicklungsaufwand und Ressourcen notwendig. Dafür müssen die Prototypen sorgfältig getestet werden.  

 5.   Testen

Das Testen des Prototyps hat zwei Ziele:

  1. Dein Produkt liefert dem Kunden einen maximalen Mehrwert.
  2. Der Kunde bekommt diesen Mehrwert nirgendwo anders zu diesem Preis.

Nur wenn beide Punkte erfüllt sind, kannst du ein Alleinstellungsmerkmal (USP) erzielen.

Welche Eigenschaften du testen musst:

  • Funktionalität
  • Optische Eigenschaften
  • Skalierbarkeit
  • Herstellbarkeit

Wenn es keine regulierte Spezifikation oder Qualitätsanforderungen gibt wie z. B. in der Medizintechnik oder im Automobilbereich, dann achte bei deinen Tests ganz besonders darauf, dass:

  • Dein Testergebnis wiederholbar ist.
  • Dein Test die reellen Bedingungen oder die Benutzung so gut wie möglich widerspiegelt.
  • Der Kunde mit den Testprozeduren einverstanden ist.

Konfrontiere den Kunden nicht unnötig mit allen schlechten Ergebnissen.

Beziehe das Feedback des Kunden in deine weiteren Schritte ein. Womöglich musst du zurück zum Schritt des Brainstormings und neue Lösungen für gescheiterte Funktionen erarbeiten.

Lass dir die nächsten Schritte vom Kunden bestätigen, wenn du weitere Prototypen oder gar einen Demonstrator planst, sonst läufst du Gefahr Geld und Zeit zu verschwenden.

Zwischen den Prototypen und dem marktreifen Produkt steht der Demonstrator. Erst wenn der Demonstrator vom Kunden abgenommen ist, kann die Serienproduktion anlaufen. Ohne den Demonstrator ist die Skalierbarkeit der Technologie nicht ausreichend geprüft und kann das ganze Projekt zum Scheitern bringen. Außerdem lassen sich erst nach der Herstellung des Demonstrators die Herstellkosten gut genug bestimmen.

6.   Implementieren

Jedes neue Produkt muss vorab mit Marketing Aktivitäten angekündigt und in einem kleinen Kundenkreis getestet werden. Das nennt man auch den Prelaunch.

Design Thinking Methode: Entwicklung Prelaunch Launch

Du kannst deine Technologie vorstellen:

  • In deinem Newsletter
  • Im Meetingraum mit Demonstratoren
  • In der Eingangshalle oder im Show Room
  • In einer speziellen Werbekampagne
  • Auf einer Messe
  • Beim Kundenbesuch
  • Kleine Testproben als Kundengeschenk

Im Prelaunch kannst du:

  • Auf Vorbestellungen Rabatt geben.
  • Neue Kunden mit kleinen Testversionen gewinnen.
  • Erste Kundenstimmen sammeln.
  • Die Markreife und die Akzeptanz testen.

Das Feedback des Kunden leitest du am besten an die Entwicklungsabteilung, damit diese Verbesserung am Produkt vornehmen kann. Diese Verbesserungen müssen von der Produktion realisiert werden. 

Es ist keine Schande ein Produkt, das schon im Prelaunch scheitert, nicht auf den Markt zu bringen.

Solltest du feststellen, dass dein Produkt nicht gut ankommt, kannst du auch die Markteinführung zurückstellen und den Design Thinking Prozess erneut starten. Denn du bekommst jetzt schon viel tiefere Einblicke in die Probleme und Wünsche des Kunden.

Kritik an Design Thinking

Da ein kreativer Prozess viele Iterative Schritte beinhaltet, schafft das Design Thinking einen Tunnelblick. Deshalb solltest du ihn nur als Leitfaden nehmen und weiterhin flexibel bleiben.

Der kreative Prozess kann nicht komplett designt werden.

Dev Patnaik stellt dem Design Thinking das Hybrid Thinking entgegen – es komme vielmehr darauf an, empathische Menschen mit vielseitiger Ausbildung, aber der Fähigkeit zu hybridem Denken an die richtigen Stellen der Organisation zu setzen. Als Beispiel zitiert er die Innovationserfolge Claudia Kotchkas bei Procter & Gamble. Claudia Kotchkas Erfolg bei P&G zeige nicht etwa den Triumph der von ihr verstärkt rekrutierten Designer im kreativen Prozess an, sondern das Einsetzen von interdisziplinären Allroundern. Die Herausforderung bestehe nicht darin, interdisziplinäre Teams zu bilden, sondern interdisziplinäre Allrounder an entscheidenden Schaltstellen zu positionieren.

Setze interdisziplinäre Allrounder an den Schnittstellen ein.

7 Profi-Tipps mit Checklisten und Vorlagen

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Design Thinking Methode: Leitfaden mit Checklisten und 7 Profi-Tipps

Ich wünsche dir viel Spaß bei deinem Design Thinking Prozess.

Auf deine happy Business Moves!

Kat

Hier kannst du dir weitere Tipps aus meinem Blog holen:

One Comment

  1. UPCYCLING-Methode: Von Kleidung bis Business Transformation

    […] Design Sensing geht also über das Design Thinking hinaus – es nimmt ausdrücklich Fühlen, Be-Greifen, Gefühle, als methodische Bestandteile […]

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